«Zurück zur Atomkraft», heisst es derzeit in der Schweiz. Die Regierung ist gerade dabei, dass vor sieben Jahren beschlossene Bauverbot für neue Kernkraftwerke aufgrund von «Technologieoffenheit» zu kippen. Apropos Technologie: Es ist vor allem die zunehmende Digitalisierung mit ihrem hohen Strombedarf, welche die künftige Versorgung vor eine Herausforderung stellt. Inzwischen kümmern sich die Tech-Konzerne sogar selbst um die nötige Energie. So setzt Oracle für sein neues Rechenzentrum im Gigawatt-Massstab auf Mini-Atomkraftwerke. Das wiederum sind gute Nachrichten für Rolls-Royce. Die Briten konzentrieren sich nämlich in ihrem Geschäftsfeld «New Markets» auf diese Art der Energiegewinnung. Soeben schloss das Unternehmen Prüfungsschritt 2 der Generic Design Assessment, einer unabhängigen Regulierungsbehörde der britischen Atomindustrie, erfolgreich ab. Nun startet die letzte Phase und bereits Anfang der 2030er-Jahre sollen die ersten Reaktoren in Betrieb gehen.
Aufgrund der jüngsten Entwicklungserfolge nimmt Rolls-Royce bei den sogenannten Small Modular Reactors (SMR) in Europa die führende Position ein. Innovative Energielösungen zählen bei dem Konzern aber schon seit jeher zum Repertoire. Der Geschäftsbereich «Power Systems» nutzt die Digitalisierung und Elektrifizierung, um saubere und intelligente Lösungen für Antriebe und Energieerzeugung zu entwickeln. Das Segment wuchs im ersten Quartal um 6% und steuert 23% zu den Konzernerlösen bei. Die SMRs spielen dagegen derzeit noch kaum eine Rolle, hier stehen niedrige Umsätze hohen Entwicklungskosten gegenüber. Diese Investitionen könnten sich aber ausbezahlen. Laut Rolls-Royce wird jedes Kleinkraftwerk genug bezahlbaren, kohlenstoffarmen Strom liefern, um eine Million Haushalte mehr als 60 Jahre lang zu versorgen. Rolls-Royce SMR ist derzeit auch am Auswahlverfahren für Great British Nuclear SMR Technologie beteiligt. «Ein erfolgreiches Ergebnis dieses Auswahlverfahrens in diesem Jahr wird Tausende hochqualifizierter, langfristiger Arbeitsplätze schaffen und erhalten und ein enormes Exportpotenzial freisetzen», heisst es in einer Presseerklärung.
Während die kleinen Atomkraftwerke noch Zukunftsmusik sind, entscheiden neben der Sparte Power Systems noch die Segmente «Zivile Luft- und Raumfahrt» sowie «Verteidigung» über das Wohl und Wehe des Konzerns. Deren Entwicklungen können sich ebenfalls sehen lassen: Der erstgenannte Bereich, auf welchen die Hälfte der Konzernerlöse entfällt, legte im ersten Halbjahr um 27% zu, die operative Marge verbesserte sich dabei um satte 5.6 Prozentpunkte auf 18%. In der Verteidigungssparte erzielte Rolls-Royce ein Wachstum von 18% und eine Steigerung der Rendite um 1.9 Prozentpunkte auf 15.5%. Insgesamt erhöhte sich das operative Ergebnis um knapp drei Viertel und übertraf die Konsensschätzungen damit um beachtliche 27%.
Besonders profitierte das Unternehmen im ersten Semester von der Nachfrage nach grossen Düsenturbinen, von denen 120, nach 115 im Vorjahr, ausgeliefert wurden, sowie einer höheren Kostendisziplin. Sparen ist auch weiterhin ein grosses Thema. Bis Ende 2024 soll das laufende Effizienzprogramm kumulierte Einsparungen von mehr als GBP 250 Mio. generieren. Rolls-Royce steht aber ebenso vor Herausforderungen: Neben der schwierigen Teilebeschaffung, die dieses Jahr GBP 150 bis 200 Mio. kosten könnte, ist auch die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften ein Problem. Laut Vorstandschef Tufan Erginbilgic, der Anfang letzten Jahres das Zepter übernahm, könnte die Situation noch 18 bis 24 Monate andauern.
Dass der Sanierungsplan von Erginbilgic aber bereits Früchte trägt, zeigt sich nicht nur im aktuellen Zahlenkranz, sondern zugleich in der Prognose. So stellt Rolls-Royce zum ersten Mal seit der Pandemie wieder eine Dividende in Aussicht. Darüber hinaus erhöhte der Triebwerkshersteller nach dem ersten Semester seine Gewinn- und Cashflow-Ziele für 2024. So soll der Betriebsgewinn auf GBP 2.1 bis 2.3 Mrd. steigen, das sind GBP 300 Mio. mehr als bisher. Der freie Mittelzufluss wird zwischen GBP 2.1 bis 2.2 Mrd. erwartet, ebenfalls eine deutliche Steigerung im Vergleich zum bisherigen Ziel von GBP 1.7 bis 1.9 Mrd.
Die Aktie reagierte mit einem Sprung auf ein neues Allzeithoch auf die aktuelle Entwicklung im Unternehmen. Dass es aber nicht geradlinig nach oben geht, zeigt ein jüngster scharfer Kursrücksetzer. Grund war eine angeordnete Inspektion der Treibstoffschläuche bestimmter Rolls-Royce-Triebwerke der A350-1000-Flotte von Airbus aufgrund eines Brandes bei Cathay Pacific Airways durch die Europäische Luftfahrtbehörde.
Den neuen Barrier Reverse Convertibles macht ein kurzer Tief- respektive mittelfristiger Seitwärtsflug der Aktie nichts aus. Diese Produkte sind dafür konzipiert, dass sie bereits bei stagnierenden Kursen eine attraktive Rendite ermöglichen. Darüber hinaus sind die BRCs mit bedingtem Teilschutz ausgestattet. Bei einer Laufzeit von einem Jahr hält der neue Barrier Reverse Convertible auf Rolls-Royce auf CHF-Basis einen Coupon von 7.00% p.a. parat, mit der GBP-Version ist sogar eine maximale Verzinsung von 10% p.a. möglich. Um den Höchstertrag zu erreichen, darf die Aktie sogar moderat zurücksetzen. Wichtig ist, dass das Underlying die Barriere bei 69% des Anfangslevels nicht touchiert. Eine Callable-Option ist in der Struktur nicht vorhanden, sodass keine vorzeitige Rückzahlung des Produkts zu beachten ist.
Noch Fragen? Wünschen Sie weitere Informationen? Wir helfen Ihnen gerne weiter unter 058 800 11 11, unter info@leonteq.com oder kontaktieren Sie uns hier.