Am 9. November ist an der Schweizer Börse ein neuer Name aufgetaucht. Allerdings handelte es sich dabei weder um ein IPO, noch um eine Erstkotierung. Vielmehr hat Dufry eine Umfirmierung in «Avolta» durchgeführt. Wenige Tage zuvor hatten die Aktionäre des Reisedetailhändlers an einer ausserordentlichen Generalversammlung in Basel der Namensgebung mit grosser Mehrheit zugestimmt. Das Unternehmen trug auf diese Weise der Übernahme des italienischen Raststättenbetreibers Autogrill Rechnung. «Avolta übersetzt unsere Strategie in eine gemeinsame Markenidentität, welche die Bedürfnisse unserer Reisenden widerspiegelt und in den Mittelpunkt unseres Fokus und unserer Initiativen stellt», hatte CEO Xavier Rossinyol diesen Schritt bei der Bekanntgabe Anfang Oktober erläutert. Das Management sieht die neue Firmierung als ein Gefährt auf dem Weg zur «Destination 2027». Unter diesem Schlagwort hat sich das Unternehmen nicht weniger als eine Revolution der Reiseerfahrung (Travel Experience Revolution) vorgenommen.
Fest steht, dass mit dem jüngsten Zusammenschluss ein Branchengigant entstanden ist: Avolta ist mit mehr als 1'200 Standorten an Flug- und Seehäfen, Autobahnen, auf Kreuzfahrtschiffen sowie an anderen touristischen Hot Spots vertreten. Über dieses Netzwerk erreicht das Unternehmen in mehr als 75 Ländern rund 2.3 Mrd. Reisende. Dem Management zufolge ist Avolta nicht von einer speziellen Region, einem Absatzkanal oder speziellem Passagiertyp abhängig. Gemessen am Umsatz teilt sich das Geschäft nahezu gleich auf die drei Linien «Duty-free», «Duty-paid» sowie «Food & Beverage» auf. Geografisch gibt die Region EMEA mit Europa, dem Mittleren Osten und Afrika den Ton an (siehe Grafiken). An der Börse zündet bis dato weder die breite Aufstellung noch der neue Name so richtig. Vielmehr fiel die Avolta-Aktie gleich nach der Einführung des Tickers «AVOL» zum ersten Mal seit mehr als einem Jahr unter die Marke von CHF 30. Angesichts der hohen Inflation und einer angespannten Geopolitik hat zwar die gesamte Branche bei den Investoren gerade keinen leichten Stand. Allerdings schneidet der neue geschmiedete Reisedetailhändler 2023 bis dato deutlich schwächer ab als der europäische Sektor.
An der Underperformance konnte auch der jüngste Zwischenbericht nichts ändern. Dabei hat der anziehende Reiseverkehr die Geschäfte über die Sommermonate kräftig angeschoben. Im dritten Quartal 2023 steigerte Avolta den Umsatz (Core, netto ohne Kraftstoffe) organisch um 16% auf CHF 3.7 Mrd. Das operative Ergebnis (Stufe Core Ebitda) erreichte im Berichtszeitraum CHF 401.7 Mio., woraus eine Marge von 11.0% resultierte. Für das laufende Schlussquartal stellte der CEO eine anhaltende solide Entwicklung in Aussicht. Laut Rossinyol laufen die aus der Integration von Autogrill resultierenden Kostensynergien schneller ein, als erwartet. Die angepeilten CHF 85 Mio. sollen 2024 und damit ein Jahr früher als geplant realisiert werden. Angesichts eines stattlichen Fremdkapitals düfte jede Entlastung der Bilanz guttun. Im dritten Quartal 2023 beliefen sich die Nettoschulden auf gut das 2.6-fache des Core Ebitda. Im Rahmen der gesteckten Strategie soll der Leverage auf 1.5 bis 2.0 fallen. Neben dem Thema Fremdkapital könnte an der Börse die Verwässerung der Anteilseigner ein Hemmschuh sein. Dufry hat die Übernahme von Autogrill grösstenteils über die Ausgabe neuer Aktien finanziert.
Im Moment versucht das Management, die Investoren von seinen Plänen respektive der «Destination 2027» zu überzeugen. In der laufenden Woche nehmen die Verantwortlichen an Konferenzen in Miami und Paris teil. In der französischen Hauptstadt steht zudem eine Roadshow an. Selbst wenn die Werbetour dem Mid Cap keinen neuen Schwung verpassen kann, ist mit dem Softcallable Barrier Reverse Convertible (BRC) eine prozentual zweistellige Rendite möglich. Der Coupon der Neuemission beläuft sich auf 10% p.a. Für diese Chance besteht Teilschutz: Solange Avolta während der Laufzeit nicht auf oder unter die Barriere von 59% des Anfangslevels abtaucht, zahlt die Emittentin das Nominal vollständig zurück. Andernfalls wäre das Investment an den Fortgang des Basiswertes gekoppelt. Aufgrund der integrierten Softcallable Funktion ist eine vorzeitige Kündigung und Rückzahlung des BRCs möglich.
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