Die Kostentransparenz ist ein wichtiger Prüfstein beim Kauf von Strukturierten Produkten. Denn die Kosten geben Aufschluss darüber, was ein Zertifikat tatsächlich kostet und dienen damit dem Schutz der Anleger. Darüber hinaus lässt sich die erwartete Rendite nur dann sicher bestimmen, wenn alle Fakten auf dem Tisch liegen. Bereits in der vergangenen Ausgabe von «Leonteq Know-how» haben wir uns mit dem Einfluss der verschiedenen Faktoren auf die Konditionen bei der Strukturierung beschäftigt. In der aktuellen Ausgabe gehen wir nun auf die Auswirkungen verschiedener Grössen von der Emission bis hin zum Sekundärmarktpreis ein.
Grundsätzlich gibt es unterschiedliche Möglichkeiten, wann und wie Anleger ein Strukturiertes Produkt erwerben. Renditeoptimierungsprodukte werden oftmals gleich bei Emission gekauft respektive gezeichnet. Dabei können zwei Kostenpunkte auftauchen: Zum einen mögliche Vertriebsprovisionen des Emittenten, zum anderen die etwaigen Ein- und Ausstiegskosten. Beide Faktoren werden allerdings in den jeweiligen Emissionsbedingungen gesondert aufgeführt, sodass Erstzeichner keine negativen Überraschungen befürchten müssen.
Noch bevor die Emission an den Start geht, findet die Anfangsfixierung statt. Hierbei lassen sich zwei Arten unterscheiden: Zum einen das Live-Fixing, zum anderen das Closing. Üblich in der Praxis ist letztgenannte Variante. Gewöhnlich endet die Zeichnungsfrist (Primärmarkt) untertags und zum Schlusskurs des Basiswertes findet dann das Fixing für das Produkt statt. Aus dieser Anfangsfixierung leiten sich beispielsweise bei einem Barrier Reverse Convertible der Ausübungspreis, die Barriere sowie auch gegebenenfalls der Coupon-Trigger- und der Autocall-Trigger-Level ab.
Bevor es zum ersten offiziellen Handelstag kommt, besteht in Einzelfällen die Möglichkeit, das neue Produkt bereits vorab am Graumarkt direkt mit dem Emittenten zu handeln. Anschliessend geht das Produkt in den Sekundärmarkt. Auf diesem findet das Gros des Kapitalaustauschs von im Umlauf befindlichen Produkten statt. Dabei kann es sich um eine Börse wie der SIX Swiss Exchange oder BX Swiss handeln. Aber auch ohne ein Listing an einer Börse ist ein Direkthandel mit der Emittentin möglich. Die Preisbildung erfolgt in beiden Fällen in der Regel über die Emittentin als Market Maker. Diese stellt börsentäglich Geld- und Briefkurse und zudem eine ausreichende Liquidität bereit. Achtung: Bei Marktstörungen oder aussergewöhnlichen Ereignissen kann der Handel vom Market Maker eingestellt werden. Das können technische Störungen, das Aussetzen des Basiswertes sowie auch ausserordentliche Marktbewegungen sein.
Die Preisstellung wiederum kann bei Produkten, die mit einem Coupon ausgestattet sind wie beispielsweise Barrier Reverse Convertibles, «clean» oder «dirty» erfolgen. Bei der Frage nach «sauber» oder «schmutzig» geht es darum, ob in den gestellten Geld- und Briefkursen die Marchzinsen enthalten sind oder nicht. Dabei handelt es sich um die Zinsen, die seit dem letzten Coupontermin aufgelaufen sind. Ein Beispiel: Zahlt ein BRC jeweils am 1. Januar einen Coupon von 5.00% auf ein Nominal von 1‘000 Schweizer Franken, beträgt der Marchzins in der Hälfte des Jahres am 1. Juli in etwa 25 Franken.
Wird nun der Preis des BRCs «clean» angegeben, so sind darin keine allfälligen Marchzinsen enthalten. Anleger müssen sich in diesem Fall selbst über deren Höhe informieren. Deutlich einfacher ist es bei dem sogenannten Dirty-Pricing, hier sind die Zinsen bereits im Kurs enthalten. Ein BRC mit einer «sauberen» Bepreisung kostet an der Börse auf den ersten Blick weniger als im Dirty-Verfahren. Werden die Marchzinsen aber miteingerechnet, sind die beide Wertpapiere gleichwertig. Anleger, die verschiedene Produkte miteinander vergleichen möchten, müssen sich also vorab über die Methode der Preisstellung informieren. Klassische BRCs werden in der Regel «clean» gestellt, bei vorzeitig kündbaren Varianten (Callable) wird der Preis dagegen oftmals «dirty» angegeben.
Auf den Einfluss der einzelnen Parameter auf die Ausgestaltung eines Renditeoptimierungsprodukt im Primärmarkt sind wir in der vergangenen Ausgabe «Leonteq Know-how»-Teil 3 genau eingegangen. Nachfolgend ein kurzer Rückblick: Neben der Höhe der Volatilität, also der Schwankungsintensität der Basiswerte, spielen Zinsentwicklung, Dividendenerwartung sowie die Laufzeit eine wichtige Rolle bei der Bestimmung der Konditionen. Apropos Laufzeit: Grundsätzlich wirkt sich eine abnehmende Restlaufzeit im Sekundärmarkt bei einem Barrier Reverse Convertible positiv, das heisst in Form von steigenden Preisen, aus, solange die Barriere intakt ist. Der Grund dafür liegt in der sich verringernden Wahrscheinlichkeit einer Verletzung der Sicherheitsschwelle. Im Falle eines Barrierebruchs zeigt sich dieser positive Zeitwerteffekt in den letzten Wochen der Laufzeit dagegen kaum. Nähert sich der Basiswert der Barriere, steigt wiederum die Wahrscheinlichkeit einer Berührung und das wirkt sich negativ auf den Produktpreis aus.
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