Das Wort «Partizipation» steht laut Duden für «Teilhaben, Teilnehmen, Beteiligtsein». Es kann sich auf die verschiedensten Lebensbereiche beziehen: Gesellschaft und Politik zählen dazu genauso, wie Sport und Wirtschaft. Seit jeher hat das auf das lateinische «participatio» zurückgehende Substantiv im Markt für Strukturierte Produkte einen festen Platz. Die Partizipation stellt hier eine eigene Kategorie dar. Sie umfasst Produkte, mit denen der Anleger an der Entwicklung von einer Vielzahl an Basiswerten teilhaben kann. Neben einzelnen Aktien kommen hierfür breit diversifizierte Indizes und Aktienkörbe in Frage. Auf dieselbe Weise öffnen Partizipationsprodukte bereits mit einem geringen Kapitaleinsatz die Tür in die Anlageklassen Rohstoffe, Obligationen oder Kryptowährungen.
Ein zentraler Baustein der Partizipationsprodukte ist die Low Excercise Price Option, auch Zero Strike Call genannt. Dabei handelt es sich um eine Call-Option mit einem Ausübungspreis (Strike) nahe Null. Da der Zero Strike Call also tief im Geld notiert, bildet er die Entwicklung des Basiswertes nahezu eins zu eins ab. Bei Aktien verzichtet der Anleger allerdings – im Gegensatz zum Direktinvestment – auf anfallende Dividenden. Die Ausschüttungen werden zur Finanzierung dieser Struktur herangezogen. Insofern sind Aktien mit attraktiven Dividenden als Basiswerte besonders interessant. Indem die Emittenten den Zero Strike Call mit weiteren Optionen kombinieren, entstehen die unterschiedlichen Varianten der Partizipationsprodukte. Neben dem Tracker-Zertifikat (mehr dazu in der nächsten Ausgabe von Leonteq Know-how) zählen Outperformance- und Bonus-Zertifikate zu den klassischen Vertretern.
Das Outperformance-Zertifikat bietet die überproportionale Partizipation am Basiswert. Sobald das zugrunde liegende Asset – in der Regel handelt es sich um Aktien oder Indizes – die Laufzeit über dem Strike beendet, ist die Outperformance fix. Legt der Basiswert dagegen den Rückwärtsgang ein, nimmt das Produkt vollumfänglich an den Verlusten teil. Insofern sollte der Anleger nur dann zum Outperformance-Zertifikat greifen, wenn er beim Basiswert mit steigenden Kursen rechnet.
Der Umfang der möglichen Überrendite hängt vom zweiten Baustein des Produkts ab. Die Emittenten kombinieren den Zero Strike Call mit einer Call-Option, deren Strike dem aktuellen Kurs des Underlyings entspricht. Bei einem zusätzlichen at-the-money (ATM) Call verdoppelt sich die Partizipation auf 200%. Eine halbe Option führt zu einer Partizipationsrate von 150%.
Neben den erwarteten Dividenden spielt die Volatilität für die Konditionen eine wichtige Rolle. Grund: Die implizite Kursschwankungsbreite ist ein zentraler Faktor im Handel mit Optionen. Je tiefer die Volatilität eines Basiswertes ausfällt, desto günstiger ist der Erwerb der Call-Option(en) prinzipiell. Da in einer solchen Konstellation mehr Optionen gekauft werden können, lässt sich auch eine höhere Outperformance-Rate realisieren.
Am Schweizer Aktienmarkt ist eine Reihe von Unternehmen kotiert, die das Prädikat «Dividendentitel» tragen. Dazu zählt Roche. An der jüngsten Generalversammlung des Basler Pharmakonzerns haben die Aktionäre für die 36. Erhöhung der Gewinnbeteiligung in Folge gestimmt. Innerhalb des SMI zählt Roche ausserdem zu den Papieren mit der geringsten Volatilität. Der Large Cap ist damit als Basiswert für ein Outperformance-Zertifikat geradezu prädestiniert. Leonteq nutzt dies für eine Neuemission. Zum Laufzeitende in drei Jahren nimmt das Outperformance-Zertifikat (Valor: 129028689) mit 180% an steigenden Kursen bei Roche teil. Sollte der Genussschein im aktuellen Abwärtstrend verharren, besteht keine Absicherung. Zum Laufzeitende würde das Produkt einen dem negativen Kursverlauf entsprechenden Verlust abwerfen. Das folgende Diagramm veranschaulicht die Funktionsweise.
Ausgehend vom Strike hebt sich das Outperformance-Zertifikat vom Basiswert ab. Angenommen, der Roche-Genussschein verteuert sich in den kommenden drei Jahren um 40%. Dann würde sich Rückzahlung auf 172% der Denomination belaufen, das Produkt also einen Gewinn von 72% abwerfen. Eine Absicherung gegen Verluste besteht nicht. Sobald Roche die Laufzeit im Minus beendet, fällt auch die Bilanz des Outperformance-Zertifikats negativ aus.
Gleichzeitig zum beschriebenen Produkt hat Leonteq ein Outperformance-Zertifikat auf Roche mit Cap (Valor: 129028690) emittiert. Bei dieser Variante ist die Partizipation nach oben eingeschränkt. Konkret nimmt das Zertifikat bis zum Cap Level von 130% an steigenden Kursen beim Basiswert teil. Im Gegenzug für diesen «Verzicht» ist eine höhere Partizipationsrate möglich. Sie beträgt bei der Neuemission stattliche 250%. Neben dem Kauf des Zero Strike Call und von 1.5 Calls, schreibt die Emittentin 2.5 Call-Optionen auf Roche, deren Strike dem Cap Level entspricht. Der hieraus resultierende Ertrag kommt der Finanzierung der Struktur zu Gute.
Wegen der hohen Partizipationsrate steigt die Auszahlung relativ zum Basiswert besonders stark an. Angenommen, der Roche-Genussschein verteuert sich in den kommenden drei Jahren um ein Zehntel. Dann würde sich Rückzahlung auf 125% der Denomination belaufen, das Produkt also einen Gewinn von einem Viertel abwerfen. Ab einem Kursplus von 30% und mehr schaltet sich der Mechanismus ab. Das Outperformance-Zertifikat würde dann die Maximalrendite von 75% erzielen. Eine Absicherung gegen Verluste besteht auch bei dieser Variante nicht.
Sinn ergibt die Konstruktion von Outperformance-Zertifikaten mit Cap auch bei Basiswerten, die vergleichsweise geringe Dividenden zahlen. Durch den Cap ist auch bei solchen Aktien eine vernünftige Partizipationsrate möglich.
Die skizzierte Funktionsweise greifen erst zum Verfall. Während der Laufzeit nehmen verschiedene Faktoren Einfluss auf den Wert von Outperformance-Zertifikaten. Neben dem Kurs des Basiswertes zählen dazu dessen implizite Volatilität sowie die erwarteten Dividenden. Grundsätzlich gilt: Geht es für die zugrunde liegende Aktie nach oben, nimmt auch der Wert des Strukturierten Produkts zu. Allerdings zeigt das Zertifikat mit Cap hier einen spezifischen Verlauf. Je näher der Basiswert am Höchstbetrag notiert, desto schwächer gewinnt das Produkt an Wert. Sollte sich das Underlying deutlich vom Cap absetzen, gibt es kaum noch eine Reaktion beim Zertifikat mit Cap.
Eine Diskrepanz zeigt sich auch bei der Sensitivität gegenüber der impliziten Volatilität. Das Outperformance-Zertifikat ohne Cap gewinnt an Wert, sobald die erwarteten Kursausschläge nach oben gehen. Für die Variante mit Cap gilt das nur im Bereich des Strikes. Nähert sich der Basiswertkurs dem Höchstbetrag, macht sich die verkaufte (Short) Call-Option bemerkbar. Dann kann eine steigende Volatilität sogar einen Preisrückgang des Zertifikats bei einem gleichbleibenden Underlyingpreis nach sich ziehen.
Noch Fragen? Wünschen Sie weitere Informationen? Wir helfen Ihnen gerne weiter unter 058 800 11 11, unter info@leonteq.com oder kontaktieren Sie uns hier.