Chance und Risiko gelten als die «Siamesischen Zwillinge» der Geldanlage. Der eine Parameter kommt ohne den andere nicht aus. Im Klartext: Je mehr Chancen ein Investor abgreifen möchte, desto stärker muss er ins Risiko gehen. Strukturierte Produkte ermöglichen ein Abweichen von dieser Norm. Das gilt auch und gerade für das Kapitalschutz Zertifikat. Einfach ausgedrückt lässt sich mit diesem Produkt das Verlustrisiko weitestgehend oder gar komplett ausklammern. Und doch besteht die Möglichkeit, an steigenden Kursen – zumindest in einem gewissen Umfang – zu partizipieren.
Momentan erlebt das Kapitalschutz Zertifikat eine kleine Renaissance. Hintergrund ist die Zinswende. Bekanntlich haben wichtige Notenbanken im Kampf gegen die Inflation ihre Leitsätze vehement nach oben geschraubt. Das Zinsniveau zählt zu den wesentlichen Einflussfaktoren für die Konditionen von Kapitalschutz Zertifikaten. Dabei gilt generell: Je höher die Obligationen-Renditen in der jeweiligen Produktwährung gerade ausfallen, desto interessantere Chance-Risiko-Profile sind möglich – dazu später mehr.
Nicht nur strukturell, auch anlagetaktisch passt das Kapitalschutz Zertifikat gut in das aktuelle Umfeld. In Zeiten hoher Inflation steht für viele Anleger der Werterhalt respektive der Versuch, die Teuerung auszugleichen im Vordergrund. Hier hilft die Kapitalgarantie, der Produktinhaber kann zum Laufzeitende fest mit einer Mindestrückzahlung rechnen. Die Ertragschance kommt oben drauf und birgt das Potenzial einer attraktiven Rendite.
Es gibt verschiedene Varianten von Kapitalschutz Zertifikaten. Eine gängige Form ist das Kapitalschutz Zertifikat mit Partizipation. Für einen bestimmten Prozentsatz des Nominals gibt der Emittent hier eine Rückzahlungsgarantie ab. In der Regel bewegt sich diese, im Fachjargon als «Floor» bezeichnete Summe zwischen 90% und 100%. Beim Basiswert handelt es sich meistens um eine oder mehrere Einzelaktien. Alternativ kommen Indizes, Wechselkurse oder Rohstoffe als Underlying in Frage. An einer positiven Wertentwicklung des zugrunde liegenden Assets nimmt das Produkt teil. Allerdings ist aufgrund der mit dieser Struktur verbundenen Kosten im Normalfall keine vollumfängliche oder uneingeschränkte Partizipation möglich. Die Emittenten haben verschiedene Stellschrauben, um dem «Obolus» Rechnung zu tragen. Eine Ausgestaltungsmöglichkeit ist die unterproportionale Partizipationsrate. Hierzu ein Beispiel:
Laufzeit: 3 Jahre
Denomination: CHF 1'000
Emissionspreis: 100%
Basiswert: Beispielhaft AG (Anfangsfixierung CHF 100)
Ausübungspreis (Strike): CHF 100
Abwicklungsart: bar
Kapitalschutz: 100%
Partizipationsrate: 60%
Der Kurs der Beispielhaft AG steht zur Schlussfixierung bei CHF 140. Aufgrund der Partizipationsrate von 60% beläuft sich die Rückzahlung beim Kapitalschutz Zertifikat auf CHF 1'240. Das Investment würde damit eine Rendite von 24% abwerfen.
Berechnung: Denomination x (Kapitalschutz + Partizipationsrate x Positive Kursentwicklung Basiswert)
= CHF 1'000 x (100% + 60% x 40%) = CHF 1'240
Der Kurs der Beispielhaft AG steht zur Schlussfixierung bei CHF 80. In diesem Fall kommt die Partizipationskomponente nicht zum Tragen. Vielmehr greift der Kapitalschutz, wodurch das Zertifikat zu CHF 1'000 zurückbezahlt wird.
Es ist auch eine stärkere oder vollumfängliche Teilhabe an steigenden Kursen möglich. Hierfür muss allerdings für gewöhnlich die Chance nach oben begrenzt werden. Auf diese Weise entsteht das Kapitalschutz Zertifikat mit Partizipation und Cap.
Höchstbetrag (Cap): 120%
Partizipationsrate: 100%
Der Kurs der Beispielhaft AG steht zur Schlussfixierung bei CHF 115. Aufgrund der Partizipationsrate von 100% beläuft sich die Rückzahlung beim Kapitalschutz Zertifikat auf CHF 1'150. Das Investment würde damit eine Rendite von 15% abwerfen.
= CHF 1'000 x (100% + 100% x 15%) = CHF 1'150
Der Kurs der Beispielhaft AG steht zur Schlussfixierung bei CHF 130. In diesem Fall kommen die Partizipationskomponente sowie der Cap zum Tragen. Die Rückzahlung entspricht dem Höchstbetrag und beläuft sich auf CHF 1'200.
Der Kurs der Beispielhaft AG steht zur Schlussfixierung bei CHF 80. In diesem Fall kommen Partizipationskomponente und Cap nicht zum Tragen. Vielmehr greift der Kapitalschutz, wodurch das Zertifikat zu CHF 1'000 zurückbezahlt wird.
Kapitalschutz Zertifikate werden durch die Kombination von Obligationen mit Optionsgeschäften strukturiert. Die Kapitalgarantie kommt durch einen Zero Bond zustande. Da dieser Schuldtitel keinen Coupon zahlt, wird er auch als «Nullcouponobligation» bezeichnet. Statt einer laufenden Ausschüttung wird die Obligation zu Kursen von unter 100% ausgegeben. Für den Differenzbetrag erwirbt der Emittent eine oder mehrere Call-Optionen für die Partizipation am Basiswert. An dieser Stelle kommt das Schlagwort «Zinswende» wieder ins Spiel: Dank der gestiegenen Renditen steht prinzipiell mehr Kapital für die Optionskomponente respektive die Chance auf eine möglichst umfangreiche Teilhabe an steigenden Notierungen zur Verfügung.
Es gibt weitere Ausprägungen dieser Produktkategorie. Beim Kapitalschutz Zertifikat mit Coupon bekommt der Anleger die Partizipation über eine Ausschüttung. Derweil ist die Partizipation beim Kapitalschutz Zertifikat mit Barriere daran gekoppelt, dass der Basiswert eine gewisse Kursschwelle nicht erreicht. Eine Art Spagat macht das Twin-Win-Zertifikat möglich. Hier partizipiert der Anleger bis zu einem gewissen Grad sowohl an steigenden als auch an fallenden Kursen.
Zu den Sonderformen der Kapitalschutzprodukte zählt das Geldmarktzertifikat. Auch hier gibt der Emittent zum Verfalltermin eine Garantie ab. Gleichzeitig wirft das Produkt einen laufenden Ertrag ab. Der Coupon ist in der Regel an die aktuellen Geldmarktkonditionen angelehnt und geht mit jedem Ausschüttungstag ein Stück nach oben. Bedingter Kapitalschutz besteht beim Referenzschuldner-Zertifikat. Grundsätzlich gibt der Emittent auch hier eine Garantie ab. Doch ist die Tilgung gleichzeitig an die Bonität eines Referenzschuldners gekoppelt. Sobald ein Kreditereignis eintritt, erlischt der Kapitalschutz. Dann wird das strukturierte Produkt über den Liquidationsbetrag abgewickelt. Dieser kann signifikant unter der Denomination liegen. Als eine Art Entschädigung für dieses Risiko sind eine ausgeprägtere Partizipation oder höhere Coupons möglich.
Kapitalschutz und Partizipation greifen erst zum Verfall. Während der Laufzeit nehmen verschiedene Faktoren Einfluss auf den Wert des Kapitalschutz Zertifikats. Neben dem Basiswert und dessen Volatilität zählen dazu insbesondere auch das Zinsniveau und die Bonität des Emittentin respektive eines Referenzschuldners. Das Kapitalschutz Zertifikat kann daher während der Laufzeit unterhalb des Garantieniveaus (Floor) notieren.
Wie bei Strukturieren Produkten üblich, besteht auch beim Kapitalschutz Zertifikat das Emittentenrisiko. Fällt der Emittent aus, kann der Anleger seine gesamte Investition verlieren.
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