Der Automobilhersteller Porsche ist nicht nur ein Stück Industriegeschichte, er ist eine Ikone deutscher Ingenieurskunst und die Marke seit Jahrzehnten ein Kultobjekt. Bereits 1931 legte der spätere VW-Käfer-Konstrukteur Ferdinand Porsche den Grundstein für den gleichnamigen Sportwagenbauer, der den Puls von Autoliebhabern rund um den Globus in die Höhe treibt. Aber nicht nur die PS-Enthusiasten sind optisch und akustisch von den Luxuskarossen aus Stuttgart begeistert, auch am Kapitalmarkt findet der einzigartige Porsche-Sound Gehör. Die Sportwagenschmiede düst nämlich mit Vollgas an die Börse.
Aber Halt, warum Börsengang, die Porsche-Aktie ist doch bereits längst kotiert und im vergangenen Jahr sogar in den DAX 40 aufgestiegen? Eine durchaus berechtigte Frage, die einer Erklärung bedarf. Bei der im Deutschen Aktienindex enthaltenen Porsche handelt es sich um eine Holding. In dieser Gesellschaft, welche von den Familien Porsche und Piech kontrolliert wird, befinden sich die wesentlichen Beteiligungen. Ganz oben steht Volkswagen. Die Porsche Holding ist mit einem Anteil von 53.3% an den Stammaktien sowie 31.9% am gezeichneten Kapital der Volkswagen AG der grösste Einzelaktionär. VW wiederum kontrolliert mehr als die Hälfte der Anteile an der Porsche AG, also der Auto-Sparte.
Dieses komplexe Unternehmensgeflecht geht zurück auf die Jahre 2007 bis 2009. Damals versuchte Porsche getreu dem Motto «David gegen Goliath» Volkswagen zu übernehmen. Zuerst überschritten die Zuffenhausener 2007 die 30%-Schwelle bei VW und legten ein Pflichtangebot vor. Im Zuge dessen wurde die Porsche Automobil Holding gegründet, in der wiederum die beteiligten Familien Porsche und Piech ihre Beteiligungen an dem Sportwagenbauer Porsche sowie dem Auto-Konzern VW bündelten. Nachdem die Porsche Holding 2009 bereits über mehr als die Hälfte der VW-Anteile verfügte, kam das Unternehmen aus der Spur: Die damalig hochverschuldete Porsche musste im Zuge der Finanzkrise ihre Übernahmepläne aufgeben, worauf VW wiederum zum «Gegenangriff» bliess. Europas grösster Automobilhersteller sicherte sich zunächst knapp die Hälfte des Sportwagenbauers und seit 2012 gehören die Schwaben nun vollständig zu Volkswagen.
Mit dem nun anstehenden IPO möchten die Wolfsburger ihre Gewinnperle im Konzern versilbern. Der Sportwagenhersteller ist mit einer operativen Rendite im Bereich von 15% nicht nur die profitabelste Sparte der insgesamt neun Auto-Marken im Hause VW, auch im internationalen Vergleich hat der 911er-Hersteller regelmässig die Nase vorne. Damit gibt sich das Management um Porsche CEO Oliver Blume aber nicht zufrieden. Mittelfristig stellt der Autohersteller ein Renditeziel in einer Spanne zwischen 17 und 19% in Aussicht, langfristig soll sogar die Marke von 20% überschritten werden. Dass derart hohe Renditen im Autobereich möglich sind, zeigte das erste Halbjahr: Porsche steigerte die operative Marge um zweieinhalb Prozentpunkte auf 19.4% und übertraf damit bereits das anvisierte Mittelfristziel.
Turbogeladenes Wachstum sowie eine steigende Rentabilität kommen bei Investoren gut an. Daher wundert es auch nicht, dass die Begeisterung für einen Börsengang des Luxuskarossen-Herstellers von Beginn an gross war. Bereits nach wenigen Stunden war die Emission mehrfach überzeichnet, und das, obwohl Porsche die im Vorfeld von Investoren als angemessene Bewertung von 60 bis 80 Milliarden Euro nahezu komplett ausschöpft. Für Grossinvestoren wie Katar, einem norwegischen Ölfonds, dem US-Vermögensverwalter T. Rowe Price sowie dem Staatsfonds von Abu Dhabi kein Problem, sie machten bereits im Vorfeld Zusagen für rund 40% des gesamten Emissionsvolumens. Die Preisspanne für die neuen Anteile wurde auf 76.50 bis 82.50 Euro fixiert, was einem Firmenwert von 70 bis 75 Milliarden Euro entspricht. Damit ist Porsche der grösste Börsengang in Europa seit fünf Jahren und in Deutschland sogar seit mehr als einem Vierteljahrhundert.
Doch auch wenn der Sportwagenbauer an der Börse gehandelt wird, nehmen Aktionäre keinen Einfluss auf Geschicke oder Strategie des Unternehmens. Ausgegeben werden nämlich nur stimmrechtslose Vorzugsaktien Wie aus dem 820 Seiten starken Börsenprospekt hervorgeht, wird die Porsche Holding dagegen in zwei Tranchen 25% plus eine der stimmberechtigten Stammaktien an der neu kotierten Porsche AG erwerben. Die restlichen Anteile bleiben im VW-Konzern, wodurch sich die Eigentümerfamilien Porsche und Piech die Kontrolle über den Konzern sichern. Ein cleverer Schachzug, denn bei wichtigen Entscheidungen bedarf es in Zukunft der Zustimmung der Porsche Holding. Generell steckt in dem Autohersteller viel Potenzial. So hat Porsche bereits die Weichen in Richtung «Auto der Zukunft» gestellt. Anstatt auf Turbo-geladene PS steht nun die Masseinheit Kilowatt im Vordergrund. Bis 2030 sollen 80% der Neuverkäufe E-Autos sein. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr waren es knapp 14%. Aktuell hat Porsche mit dem Taycan erst ein vollelektrisches Modell im Angebot, mit dem SUV Macan soll jedoch schon bald die nächste Baureihe elektrifiziert werden. Zudem ist auch ein grosses Elektro-SUV geplant.
Nicht alles ist Eitel Sonnenschein bei Porsche. So mancher Investor stört sich beispielsweise an der doppelten Chefrolle von Oliver Blume. Dieser wird nach dem Börsengang sowohl Porsche als auch VW führen. Zwei derart komplexe Unternehmen in einer sich rasend schnell verändernden Autowelt synchron auf Erfolgskurs zu trimmen, ist gewiss keine einfache Aufgabe. Darüber hinaus erfolgt das IPO inmitten geopolitischer Konflikte, einer Energiekrise sowie erstzunehmenden Rezessionsgefahren. Dieses explosive Gemisch bringt die Finanzmärkte bereits seit Monaten aus dem Takt. Obendrein ist, wie oben aufgezeigt, der Kapitalmarkt nur Geldgeber für Porsche, ein Mitspracherecht ist aufgrund der alleinigen Ausgabe von Vorzugsaktien nicht gegeben.
Auf der anderen Seite dürfte Porsche den Kurszettel durchaus bereichern. Die Premium-Automarke ist hochprofitabel, wächst dynamisch und verfolgt eine zukunftsgerichtete Strategie. Nach ihrer Notierung in Frankfurt könnte die neue Porsche-Aktie, basierend auf der erwarteten Streubesitz-Marktkapitalisierung von 8.7 bis 9.4 Milliarden Euro, sogar schon bald in den DAX aufgenommen wird. Mit der sogenannten Fast-Entry-Regel wäre es möglich, den Börsenfrischling bereits im Dezember in den Bluechip-Index zu befördern. Dies wiederum könnte sich positiv auf den Aktienkurs auswirken, da dadurch nicht nur die Aufmerksamkeit bei internationalen Investoren zunehmen würde, sondern auch die Nachfrage nach den Aktien von passiven Fonds. Leonteq ermöglicht es Anlegern gleich ab dem ersten Handelstag am 29. September 2022 mit verschiedenen Strukturierten Produkten in den Debütanten zu investieren.
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