Die 27. UN-Klimakonferenz (COP27) ist Geschichte. Am Ende brachte der Anlass im ägyptischen Scharm el-Scheich ein eher mageres Ergebnis. Die rund 200 Teilnehmerländer konnte sich im Kern lediglich auf die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung von ärmeren Ländern einigen, die besonders stark von der Erderwärmung betroffen sind. Wenngleich die Abschlusserklärung ziemlich kritisierte wurde: Der im Kampf gegen den Klimawandel entscheidende Ausbau der regenerativen Energieträger geht weiter – daran liess die COP27 keinen Zweifel. Mehrere Länder hatten schon vor der Konferenz ihre Ambitionen forciert. Für Aufsehen sorgten vor allem die USA: Am 6. August 2022 hat Präsident Joe Biden den Inflation Reduction Act unterzeichnet. Diese Gesetzesinitiative sieht unter anderem eine finanzielle Unterstützung für die Hersteller von Photovoltaikmodulen vor. Insofern überrascht es nicht, dass die Aktie von Meyer Burger Technology zwei Tage nach Bidens Unterschrift auf den höchsten Stand seit Mitte 2018 geklettert ist.
Das Unternehmen mit einer knapp 70-jährigen Geschichte erfindet sich gerade neu: 2020 hat Meyer Burger den Wandel vom Ausstatter der Photovoltaikindustrie zum Hersteller von Solarzellen und -modulen angestossen. Seit dem 2. Quartal 2022 beliefert das Unternehmen den US-Markt. Mitte August hat sich Meyer Burger in den Staaten einen lukrativen Auftrag sichern können. D. E. Shaw Renewable Investments (DESRI) nimmt dem Hersteller ab 2024 über fünf Jahre Solarmodule mit einer Leistungskapazität von mindestens 3.75 GW ab. Der Entwickler, Eigentümer und Betreiber von erneuerbaren Energieprojekten kann die Order auf bis zu 5 GW aufstocken. «DESRI wird eine substantielle jährliche Anzahlung leisten, damit Meyer Burger Material und Rohstoffe für die Solarmodulproduktion beschaffen und finanzieren kann», erklärte das Unternehmen. Produziert werden sollen die Module am US-Standort in Goodyear, Arizona.
Da die Nachfrage das Angebot schon jetzt übertrifft, investiert Meyer Burger in die Fertigung. «Das Unternehmen plant, seine Produktionskapazitäten in unmittelbarer Zukunft so weit auszubauen, dass bis Mitte 2024 eine Nennkapazität von rund 3 GW erreicht werden kann», erklären die Thuner. Damit würde sich das Fertigungspotenzial gegenüber dem für das laufende Jahr geplanten Niveau glatt verdreifachen (siehe Grafik). Die Expansion kostet Geld. Gerade hat Meyer Burger über eine Kapitalerhöhung brutto CHF 250 Mio. bei Investoren eingesammelt. Überwiegend durch die Ausübung von Bezugsrechten wurden insgesamt 927 Mio. neue Aktien platziert. Dieser Schritt war auch erforderlich, da das Geschäft selbst keine Mittel abwirft. Vielmehr fiel der operative Cashflow im ersten Semester 2022 mit knapp CHF 46 Mio. deutlich negativ aus. Dabei spielten auch die im Zuge angespannter Lieferketten aufgebauten Vorräte eine Rolle. Immerhin konnte Meyer Burger den operativen Verlust (Stufe Ebidta) um knapp CHF 6.5 Mio. auf CHF 24.4 Mio. reduzieren.
Auch an der Börse stimmt die Richtung, obwohl der Small Cap das eingangs skizzierte Top nicht halten konnte. Im bisherigen Jahresverlauf steht für Meyer Burger ein Plus von mehr als einem Fünftel zu Buche. Damit zählt die Aktie zu den 15 Top-Performern des mehr als 200 Titel umfassenden Swiss Performance Index. Eine interessante Alternative zum Direktinvestment in den volatilen Spezialwert bieten Barrier Reverse Convertibles (BRCs). Leonteq hat zwei Varianten der Renditeoptimierungsstruktur auf Meyer Burger Technology lanciert. Als Single-Underlying macht der Photovoltaikspezialist in der Produktwährung CHF einen Coupon in Höhe von 14% p.a. möglich. Diese Chance ist mittels einer Barriere von 49% der Anfangsfixierung teilgeschützt. Auf demselben Niveau liegt die Schutzschwelle bei einem auf Meyer Burger und dem US-Konkurrenten First Solar basierenden Multi-BRC. Hier beträgt der Coupon 17% p.a. Beide Varianten laufen grundsätzlich nach einem Jahr aus. Aufgrund der Softcallable-Funktion ist jedoch eine vorzeitige Kündigung und Rückzahlung möglich. Bitte beachten Sie darüber hinaus: Sobald es zu einer Barriereverletzung kommt, erlischt der Teilschutz. Die Rückzahlung ist dann an die Meyer Burger-Aktie oder – beim Multi-BRC – den schwächeren der beiden Basiswerte gekoppelt.
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