Delivery Hero ist ein klassischer Wachstumswert. An diesem Attribut lässt der vor zehn Jahren gegründete Essenslieferdienst keinen Zweifel. Bereits auf der vierten Seite einer aktuellen Unternehmenspräsentation bringt CEO Niklas Östberg die oberste Priorität auf den Punkt: «Growth». Gleichzeitig setzt der Mitgründer des E-Commerce-Konzerns einen grünen Haken hinter das zum IPO Mitte 2017 ausgegebene Ziel einer kurz- bis mittelfristigen Wachstumsrate von mehr als 40%. Selbst auf lange Sicht peilt Östberg mehr als 30% an. Momentan schaffen es die Berliner spielend über beide Messlatten. Nachdem die Zahl der Orders 2020 um 93% gestiegen ist, stand im ersten Semester der laufenden Periode eine Steigerung von 83.2% zu Buche. Der umgesetzte Bruttowarenwert, im Fachjargon Gross Merchandise Value (GMV) lag von Januar bis Juni 2021 mit EUR 16.2 Mrd. knapp 80% über dem Vorjahreswert (siehe Grafik). Allein im zweiten Quartal 2021 zählte Delivery Hero 730 Mio. Bestellungen. Rein rechnerisch gingen damit pro Sekunde mehr als 90 Lieferaufträge auf den Portalen des E-Commerce-Konzerns ein.
Trotz der operativen Superlative kommt Delivery Hero an der Börse seit einiger Zeit nicht mehr vom Fleck. Dabei war die DAX-Aktie mit einem Allzeithoch in das Jahr gestartet. Der im Zuge der Corona-Pandemie gestartete Höhenflug gipfelte am 5. Januar 2021 bei EUR 145.40. Ausgehend von diesem Top ging die Notiz in eine Seitwärtsbewegung über. Dabei kristallisierte sich das Areal um die Marke von EUR 100 als charttechnische Unterstützung heraus. Fundamental gilt die ziemlich offene Frage, ob und wann Delivery Hero schwarze Zahlen schreiben kann, als ein Hemmschuh des Large Caps. Das Management möchte mit Hilfe von Skaleneffekten und der Automatisierung den Break-Even schaffen. Langfristig nehmen sich die Berliner eine operative Marge (Stufe bereinigtes Ebitda) zwischen 5% und 8% des GMV vor.
Der Weg zu diesem Ziel ist steinig: Im ersten Semester 2021 fiel der operative Verlust mit EUR 323.3 Mio. sogar etwas grösser als im Vorjahreszeitraum aus. Hier machten sich gestiegene Investitionen in den Personalaufbau, das Marketing sowie die Expansion des Logistiknetzwerks bemerkbar. Delivery Hero expandiert auch und gerade im neuen Geschäftsfeld «Q-Commerce». In der Sparte gilt die Prämisse, Lebensmittel und Haushaltswaren innert weniger als 20 Minuten an die Beststeller auszuliefern. Mittlerweile verfügt das Unternehmen in 37 Ländern über annähernd 700 entsprechende Lager (Dmarts). Um den Wachstumshunger stillen zu können, besorgt sich Delivery Hero immer wieder frisches Kapital. Anfang September spülte die Ausgabe von zwei Wandelschuldverschreibungen brutto EUR 1.25 Mrd. in die Kasse. An Verwendungszwecken mangelt es offenbar nicht: Allein im Oktober hat Delivery Hero drei Transaktionen gemeldet. Zuletzt investierte der Konzern USD 235 Mio. in eine Minderheitsbeteiligung an Gorillas. Das Berliner Start-up liefert in mehr als 55, über neun Länder verteilten Städten Lebensmittel besonders schnell aus.
Trotz der jüngsten Deals blieb der EUR 28 Mrd. schwere E-Commerce-Konzern dem Seitwärtstrend treu. Da die Aktie innerhalb des skizzierten Korridors einen Zick-Zack fährt, zeigt sie eine vergleichsweise hohe Volatilität. Dieser Umstand wiederum schlägt auf die Konditionen von zwei neuen Softcallable Barrier Reverse Convertibles durch: In der Produktwährung CHF bringt die Emission einen garantierten Coupon in Höhe von 13% p.a. mit. Das auf EUR lautende Pendant zahlt 20 Basispunkte mehr. Die Barrieren liegen einheitlich bei 59% des Anfangslevels. Spätestens nach einem Jahr ist die Struktur endfällig. Zuvor kann die Emittentin nach sechs respektive neun Monaten die Softcallable Funktion ziehen. Im Falle der vorzeitigen Kündigung würden Anleger das vollständige Nominal mitsamt eines anteiligen Coupons überwiesen bekommen. Achtung: Sobald Delivery Hero noch unten ausbricht und die Barriere touchiert oder unterschreitet, erlischt der Teilschutz. In diesem Szenario wäre das Investment direkt an den Basiswert gekoppelt.
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