Seit Anfang Mai sorgt ein Start-up aus Los Angeles an der NASDAQ für grosses Staunen. Allerdings stammt das Unternehmen nicht aus einem der Sektoren welche das Geschehen an der US-Technologiebörse für gewöhnlich bestimmen. Beyond Meat ist weder im Bereich künstliche Intelligenz noch im boomenden Fintech-Segment aktiv und hat auch nicht den nächsten superschnellen Halbleiter erfunden. Gleichwohl widmet sich das 2009 gegründete Unternehmen einer der grössten Fragen des 21. Jahrhunderts: Wie lässt sich die Menschheit im Einklang mit Gesundheit, Klima, Ressourcenverbrauch und Tierwohl ernähren? Die Antwort von Beyond Meat sind Fleischersatzprodukte auf rein pflanzlicher Basis. Damit treffen die Kalifornier voll den Geschmack der Investoren: Gegenüber dem IPO-Preis von USD 25 hat sich der Kurs des Neulings mittlerweile annähernd versechsfacht.
Anleger wetten darauf, dass der Börsenneuling voll von der erwarteten Disruption im Lebensmittelgeschäft profitiert. Experten rechnen auf Dauer mit einem deutlichen Schrumpfen des globalen Marktes für konventionelles Fleisch. Gleichzeitig sagen sie den Alternativen eine rosige Zukunft voraus. Das gilt zum einen für im Labor erzeuge Ersatzprodukte, der Fachjargon spricht hier auch vom In-Vitro-Fleisch. Hinzu kommen Produkte auf pflanzlicher Basis (siehe Grafik). Im zweitgenannten Segment ist Beyond Meat positioniert. Tierische Zutaten wie Fleisch, Ei oder Milch bleiben in den Rezepten des Start-ups aussen vor. Vielmehr basieren sämtliche Produkte auf der Erbse. Kombiniert mit Randen, Kokusnussöl und Kartoffelstärke macht die Grundzutat einen Burger möglich, der dem Original in hinsichtlich Geschmack, Aussehen und Konsistenz in nichts nachstehen soll. Mit diesem Kernprodukt, daneben zählen vegane Würste und Hackfleisch zum Angebot, drängt die «Metzgerei 2.0» in die Fleischregale. Beyond Meat hat es vor allem auf Kunden abgesehen, die gerne Fleisch essen, dabei allerdings verstärkt von einem schlechten Gewissen geplagt sind.
In der Schweiz führte Coop die revolutionären Burger-Bratlinge im April ein. «Als ich den Beyond Burger zum ersten Mal probiert habe, war ich sehr überrascht, dass er gar kein Fleisch enthält», schwärmt Silvio Baselgia, Leiter Frischprodukte, in einer Medienmitteilung des heimischen Detailhändlers. Mit eben diesem Geschmackserlebnis punktet der Börsenneuling bei immer mehr Verbrauchern: Im ersten Quartal 2019 verbuchte Beyond Meat ein Umsatzwachstum von 215% auf USD 40.2 Mio. Nach eigenen Angaben profitierte das Unternehmen dabei davon, dass die eigenen Burger bei mehr Detail- und Lebensmittelhändlern zu haben waren. Gleichzeitig griffen bestehende Kunden verstärkt zu. Durchaus typisch für ein Wachstumsunternehmen schreibt Beyond Meat rote Zahlen: Von Januar bis März 2019 nahm der Nettoverlust um USD 0.9 Mio. auf USD 6.6 Mio. zu. Allerdings peilt CEO Ethan Brown im Gesamtjahr beim operativen Ergebnis (Stufe angepasstes Ebitda) den Break-even an. Ausserdem stellt er für 2019 einen Umsatz von mehr als USD 210 Mio. in Aussicht. Damit würde sich das Geschäft gegenüber dem Vorjahr um mehr als 140% ausdehnen (siehe Grafik).
«Wir sind sehr konservativ», erklärte der Top-Manager im Rahmen der Zahlenvorlage. Insofern könnte beim Ausblick sogar Luft nach oben bestehen. «Wir sind gerade dabei, weitere Test- und Vertriebskanäle zu erschliessen», sagte Brown an einer Telefonkonferenz. Ausserdem arbeitet das Unternehmen daran, seine pflanzlichen Produkte günstiger als Erzeugnisse mit tierischem Protein anzubieten. Auf diese Weise soll der Marktanteil ausgebaut werden. Vor allem mit der über den bisherigen Analystenschätzungen liegenden Prognose machte der CEO den Investoren den Mund wässrig: Allein seit Publikation des jüngsten Zwischenberichts schnellte der Aktienkurs um mehr als zwei Drittel nach oben. Jetzt bringt es Beyond Meat bereits auf eine Marktkapitalisierung von rund USD 8 Mrd. Freuen können sich über den vulminanten Börsenstart auch einige namhafte Investoren. Schon lange vor dem IPO haben sich beispielsweise Microsoft-Mitgründer Bill Gates oder Hollywood-Star Leonardo DiCaprio in dem Start-up engagiert. Die prominente Unterstützung kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Beyond Meat nach dem Höhenflug der vergangenen Wochen üppig bewertet ist. Nun muss sich zeigen ob die Kalifornier im Stande sind, mit dem Wachstum hinterher zu kommen. Fest steht: Bei diesem Investment handelt es sich sprichwörtlich um sehr heisse Ware.
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