Von wegen auf Sand gebaut: Der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Li Shufu hat als kleiner Junge seine ersten Autos aus Sand geformt. «Wir konnten uns kein Spielzeug leisten», sagte er in einem Interview mit Forbes Asia und fügte hinzu: «Ich konnte mir nicht vorstellen, ein richtiges Auto zu bauen». Doch ist Li über sich hinaus gewachsen: Der mittlerweile 53-jährige ist stolzer Besitzer von Geely, einem der erfolgreichsten Autokonzerne in China. Damit stieg er vom Bauernjungen zum derzeit 89. reichsten Erdenbürger auf.
Der Selfmade-Milliardär beschränkt sich mit seinen Geschäftsaktivitäten aber längst nicht nur auf das Reich der Mitte, sondern streckt seine Fühler seit einigen Jahren auch über die heimischen Grenzen hinaus. So leibte sich Geely im Jahr 2010 für USD 1.8 Mrd. Volvo Cars ein. Dem nicht genug: Acht Jahre später stiegen die Chinesen mit knapp 10% bei Daimler ein. Diese Deals katapultierten Shufu in die erste Liga der Autoindustrie.
Beide Investments tragen bereits Früchte. Das 2020 gestartete Joint Venture Geely/Daimler konzentriert sich derzeit vor allem die deutsche Kleinstwagenmarke Smart, um diese wieder auf Vordermann zu bringen. So ist für das kommende Jahr ein rein elektrischer Smart-SUV geplant, der Gerüchten zufolge bereits auf der IAA in München 2021 Premiere feiern könnte. Daneben möchte das Duo bis 2024 einen neuen Ottomotor entwickeln, der insbesondere für Mercedes-Hybride verwendet werden soll.
Die Kernkompetenz von Geely ist aber weniger der Verbrenner als vielmehr der E-Motor. Dies wiederum zeigt sich auch bei der schwedischen Tochter. Volvo wird ab 2030 nur noch Fahrzeuge mit Elektroantrieb bauen. Bereits bis 2025 sollen die Hälfte der Konzernerlöse aus dem Verkauf von Stromern stammen und die anderen 50% aus Hybrid-Modellen. Der Plan sieht darüber hinaus vor, bis Mitte des Jahrzehnts 600’000 batterieelektrische Fahrzeuge zu verkaufen und 2026 eine europäische Batterie-Gigafabrik mit einer Produktionskapazität von stolzen 50 GWh zu bauen. Die Transformation zu einem vollelektrischen Automobilhersteller bedarf allerdings viel Geld. Der Kapitalmarkt könnte diesbezüglich Abhilfe schaffen und so denkt Volvo Cars CEO Hakan Samuelsson derzeit laut über ein IPO nach: «Wir prüfen die Möglichkeit eines Börsengangs vor Ende des Jahres.»
Um der Elektrifizierung Nachdruck zu verleihen, haben Geely und Volvo 2017 das E-Auto-Start-up Polestar aus der Taufe gehoben. Mit der kürzlich am Markt gelaunchten Limousine Polestar 2, die dem Tesla Model 3 Konkurrenz machen soll, entwickelten die Hersteller einen viel beachteten Stromer. Dieser löst nicht nur Polestar 1 mit seinem Hybridantrieb ab, sondern ähnelt in Sachen Fahrleistungen dank einer Leistung von 300 kW einem Sportwagen. Auch die nächsten Modelle Polestar 3 und Polestar Precept sollen ausschliesslich mit Batterie betrieben werden.
Die zukunftsträchtige Zusammenarbeit mit Daimler und Volvo ist aber nicht der einzige Trumpf von Geely, die Chinesen versuchen mit weiteren neuen Brands den Automarkt sprichwörtlich zu elektrisieren. Mit Erfolg: Die jüngst im Reich der Mitte eingeführte Premium-Elektrofahrzeugmarke Zeekr ist für dieses Jahr bereits ausverkauft. Insgesamt zählen zu der Geely-Holding mehr als zehn Pkw- und Kleinlaster-Marken, von denen in diesem Jahr 1.53 Mio. Exemplare verkauft werden sollen. Um dieses Ziel zu erreichen muss sich Geely allerdings noch etwas strecken: Im ersten Halbjahr wurden rund 630'000 Fahrzeuge abgesetzt, was erst 41% des Prognosewerts entspricht.
Die noch etwas gebremsten Absatzzahlen könnten ein Grund sein, warum die Geely-Aktie derzeit nicht in die Gänge kommt. Seit Jahresbeginn liegt der Titel sogar knapp ein Zehntel in den Miesen. Ein Blick auf das charttechnische Bild lässt gleichzeitig hoffen und bangen. Positiv ist, dass die Aktie den scharfen Abwärtstrend zwischen Januar und Mai ad acta legen konnte. Der darauffolgenden Gegenbewegung droht nun aber ebenfalls die Puste auszugehen. Zum einen stoppten horizontale Widerstände im Bereich von HKD 24/26 den kurzfristigen Aufwärtstrend. Zum anderen steht die Aktie kurz vor einem sogenannten «Death Cross». Bei einem Todeskreuz taucht der kurzfristigere Durchschnitt, in diesem Fall die 100 Tage Linie, von oben unter den langfristigeren Durchschnitt von 200 Tagen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, kann dies einen Abwärtstrend zur Folge haben. Solide Supports stehen Geely für diesen Fall im Bereich von HKD 20 zur Verfügung.
Um mit dem neuen auf CHF lautenden Reverse Convertible auf Geely eine maximale Rendite von 9% p.a. zu erzielen, dürfte die Aktie sogar noch etwas mehr abtauchen. Das Produkt verfügt über einen Risikopuffer von 35%, wodurch sich beim aktuellen Kurs von HKD 24.00 ein Barrier-Level von HKD 15.60 errechnet. Auf diesem Niveau notierte Geely zuletzt im Oktober 2020. Eine Seitwärtsfahrt reicht also völlig aus, um das Investment erfolgreich abzuschliessen.
Noch Fragen? Wünschen Sie weitere Informationen? Wir helfen Ihnen gerne weiter unter 058 800 11 11, unter info@leonteq.com oder kontaktieren Sie uns hier.