Corona nutzt dem Klima: In Deutschland ist die Emission von Treibhausgasen im vergangenen Jahr um 8.7% auf 739 Mio. Tonnen geschrumpft. «Die Minderung im Jahr 2020 ist der grösste jährliche Rückgang seit dem Jahr der deutschen Einheit 1990», erklärte das Umweltbundesamt vor kurzem. Zwar macht die Behörde keinen Hehl daraus, dass die Reduzierung zu gut einem Drittel von den Massnahmen zur Pandemiebekämpfung herrührt. Doch gleichzeitig betont sie, dass die klimapolitischen Instrumente zu wirken beginnen. Neben dem Ausbau der erneuerbaren Energieträger verweist das Umweltbundesamt auf den CO2-Handel.
Ein Blick auf die Warenterminbörse ICE bestätigt diesen Eindruck. Zuletzt haben sich die dort gehandelten Emissionsrechte stark verteuert. Der im Dezember 2021 fällige Future «ICE ECX Emission» kletterte im Februar zum ersten Mal über die Marke von EUR 40. Als der Lockdown Wirtschaft und Verkehr vor gut einem Jahr abwürgte, war dieser Kontrakt nur noch gut EUR 15 wert. Ähnlich wie die Aktienmärkte erlebte er anschliessend einen v-förmigen Rebound. Zunächst prallte der für den Ausstoss von einer Tonne CO2 aufzubringende Preis am horizontalen Widerstand bei EUR 30 ab. Nach mehreren Versuchen klappte der Sprung über diese Hürde im Dezember. Mehr oder weniger zeitgleich fand ein richtungsweisender EU-Gipfel statt. In Brüssel einigten sich die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union auf eine Verschärfung der Klimaziele: Bis 2030 soll der Treibhausgasausstoss in der EU um mindestens 55% unter den Wert von 1990 sinken. Bisher galt ein Reduktionssziel von 40%.
Bei der Umsetzung dieser ehrgeizigen Vorgabe spielt das Europäische Emissionshandelssystem (ETS) eine wichtige Rolle. Lange Zeit galt das 2005 eingeführte System als zahnloser Tiger. Da zu viele Zertifikate am Markt waren darbte der Preis vor sich hin. 2017 wurde das ETS reformiert. Die dabei eingeführte Marktstabilitätsreserve (MSR) – sie nimmt überschüssige Verschmutzungsrechte auf – liess den Emissionshandel aufblühen. Mitte Mai gibt die Europäische Kommission die nächste Wasserstandsmeldung ab. Von der dann festgestellten Anzahl der im Umlauf befindlichen Zertifikate hängt ab, welches Volumen der MSR ab dem Herbst zugefügt wird. Wegen des eingangs skizzierten Corona-Effekts sollten die mehr als 11'000 am ETS teilnehmenden energieintensiven Betriebe gut mit Verschmutzungsrechten versorgt sein. Bestätigt die Kommission diesen Eindruck, könnte der Future zunächst unter Druck geraten.
Mit Blick auf den weiteren Jahresverlauf mangelt es aber nicht an positiven Treibern. Beispielsweise denkt die EU darüber nach, neben den Airlines weitere Verkehrsträger sowie die Gebäude in das ETS aufzunehmen. Macht sie damit ernst, würde der Bedarf an Verschmutzungsrechten wohl deutlich zunehmen. In jedem Fall wird die Union ihre Klimapläne über die kommenden Monate konkretisieren. Schliesslich findet im November die 26. Weltklimakonferenz statt. Nachdem der neue Präsident Joe Biden die USA in das Pariser Abkommen zurückgebracht hat, sitzen die USA wieder am Verhandlungstisch. Der Klimaschutz steht auf der politischen Agenda des Demokraten weit oben. Insofern könnte die Konferenz im schottischen Glasgow einer Art Wettbewerb um die ehrgeizigsten Schutzmassnahmen gleichkommen. Für Anleger, die sich den CO2-Future in das Portfolio holen möchten, hat Leonteq ein neues Tracker-Zertifikat emittiert. Das strukturierte Produkt bildet den an der ICE gehandelten Dezember-Kontrakt ab. Letzter Handelstag ist der 16. Dezember 2021 – wenige Tage später verfällt der Basiswert.
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